Freitag, 24. September 2010
12 Uhr mittags ging das Abenteuer USA nun auch endlich für Jana los. Denn Sascha hatte bereits die letzten 3 Monate in Seattle bei Microsoft als Praktikant verbracht. Heute werden wir uns also nach langer Zeit endlich wieder sehen und wollen innerhalb der nächsten 2 Wochen die Nationalparks des Südwestens unsicher machen. Treffpunkt ist Las Vegas. Janas Flug mit United Airlines ging von München zunächst nach Philadelphia. Der Service an Bord war so lala, aber die Zeit verging dennoch recht schnell. In Philadelphia mussten erst einmal die Einreiseformalitäten erledigt werden, was dann aber doch erstaunlich schnell ging. Dann musste das Gepäck eingesammelt, durch den Zoll getragen und wieder aufgegeben werden. Nach einer kurzen Wartezeit ging dann der Flieger weiter nach Las Vegas. Wir landeten bereits im Dunkeln und die Stadt mit ihren tausend Lichtern funkelte in der Tiefe. Schon von weitem war der Strip mit den Mega-Hotels zu sehen. Kaum hatte man das Flugzeug verlassen, lächelten einen schon die ersten Spielautomaten an. Verrückt! Sascha's Flieger von Seattle sollte 2 Stunden später ankommen, doch zwischendurch meldeten die Anzeigetafeln eine deutliche Verspätung um 2 weitere Stunden. Jana war nach 30 Stunden auf den Beinen schon todmüde und daher leicht gefrustet, als Sascha plötzlich um die Ecke bog und sogar noch eine viertel Stunde früher angekommen war. Hm.. die Anzeigetafeln sind ja sehr aktuell. Dafür war die Freude umso größer und wir fuhren glücklich zu unserem Hotel.
Samstag, 25. September 2010
Schon früh hüpften wir aus den Federn, um pünktlich um 9 Uhr unser Wohnmobil am Rande von Las Vegas abholen zu können. Zunächst gab es aber Frühstück in unserem Hotel "Hampton Inn Tropicana". Wir staunten nicht schlecht, dass es nur Einweg-Geschirr gab - selbst hier in einem Hotel. Styroporteller, Plastik-Messer, Pappbecher - einfach Wahnsinn. Die spinnen die Amis! Anschließend bestellten wir uns ein Taxi und erreichten bald die Anmietstation von Apollo. Nachdem wir ein Video angeschaut hatten und der Papierkram erledigt war, bekamen wir eine ausführliche Einführung in unser neues Zuhause. Sascha fuhr dann als erster los bis zum nächsten Supermarkt. Dort deckten wir uns mit Grundnahrungsmitteln ein und dann ging es weiter auf die Interstate 15. Der folgten wir bis St. George und bogen dann Richtung Zion National Park auf kleinere Straßen ab. Die ersten 100 Meilen von Las Vegas waren eher unspektakulär und führten durch wüstenartiges Gelände. Dann aber ging es in die Berge und die Landschaft wurde immer schöner. In Springdale besuchten wir das Visitor Center des Zion National Park und fragten, ob noch Platz auf einem der Campingplätze sei. Diese waren aber bereits voll belegt und so kehrten wir nach den ersten Eindrücken erst einmal um und bezogen unser Nachtquartier im Zion River Resort etwas außerhalb der Stadt.
Sonntag, 26. September 2010
6 Uhr klingelte der Wecker und Jana war putzmunter. Sie ging schon einmal duschen, während Sascha noch etwas schlief. Gegen 7 Uhr aßen wir schließlich Frühstück mit Müsli und getoasteten Bagels. Dann machten wir den Campervan startklar und entdeckten dabei unsere Duschkabine als Abstellkammer. Dann ging es auf in den Zion National Park, wo wir am Visitor Center parkten und weiter mit dem Shuttle Bus fuhren. Früher fuhren noch etwa 5000 Autos pro Tag in den Park (bei nur 400 Parkplätzen). Da ist der propangasbetriebene Shuttle Bus doch schon eine deutlich umweltfreundlichere Lösung. Bei der Zion Lodge stiegen wir aus und wanderten zu den Emerald Pools. Wir gingen nicht mit der Masse den einfachen Weg, sondern wählten den etwas höher gelegenen zu den Middle Emerald Pools (ca. 1,6 Meilen). Dafür wurden wir mit tollen Ausblicken auf das Tal und die Zion Lodge belohnt. Die Middle Emerald Pools waren weniger spektakulär und so setzten wir unseren Weg fort zu den Upper Emerald Pools. Dieser führte oft durch feinsten Sand (fast wie am Meer) und dann auch wieder über Stock und Stein. Ziemlich verschwitzt kamen wir schließlich an und verweilten ein wenig im Schatten. Plötzlich hüpfte ein Squirrel (Eichhörnchen) über den Weg und Jana machte etliche Fotos von dem süßen, aber flinken Tierchen. Der Upper Emerald Pool beeindruckte durch seine Lage: eingerahmt von beinahe senkrecht aufragenden Felswänden. Nach einer Weile wanderte wir weiter zu den Lower Emerald Pools. Diese lagen unter einem Felsüberhang und von oben läuft das Wasser der Middle Emerald Pools als Wasserfall herab. Einfach toll! Dann ging es weiter zu Fuß zu "The Grotto", wo wir wieder in den Shuttle Bus stiegen. Wir fuhren nun zum Ende des Parks zum Temple of Sinawawa, wo ein einfacher, betonierter Weg entlang des Virgin Rivers führt (1,6 Meilen). An dessen Ende beginnt der Weg durch das Flußbett zu den Narrows - hier stehen die senkrechten Felswände nur wenige Meter auseinander. Da wir nicht das richtige Schuhwerk dabei hatten, kehrten wir wieder um und nahmen den Shuttle Bus zum Weeping Rock. Dieser Felsüberhang sieht tatsächlich so aus, als weinte er, denn wie aus dem Nichts tritt Wasser oberhalb hervor und fällt wie ein Vorhang hinab. Nach diesem kurzen Stopp wollten wir zurück Richtung Visitor Center, hielten aber noch einmal bei der Zion Lodge an, um ein paar Souvenirs zu erstehen. Gegen 15:30 Uhr erreichten wir schließlich wieder unseren Campervan. Durch den East Entrance mit seinem engen Tunnel verließen wir den Park in Richtung Bryce Canyon. Dem ersten landschaftlich reizvollen Stück folgte bald Einöde, die zum Glück am Ende durch den spektakulären Red Canyon abgelöst wurde. Fast jede Viertelmeile folgte ein Aussichtspunkt und wir schossen etliche Fotos. Da es schon 18 Uhr war und sich hier ein sehr schöner Campground befindet, wählten wir diesen für heute Nacht. Unser Platz war einfach super mit Blick auf roten Felsen, einem Tisch und Lagerfeuerstelle. Halb neun waren wir dann auch so kaputt, daß wir uns schlafen legten.
Montag, 27. September 2010
Um früh am Bryce Canyon zu sein, krabbelten wir tatsächlich schon kurz nach 6 Uhr aus den Federn. Die Nacht war deutlich kühler gewesen bei etwa 11 Grad. Für morgen werden das dünne Laken und eine Wolldecke wohl nicht reichen und stattdessen die Schlafsäcke herhalten müssen. Nach einem guten Frühstück an der frischen Luft - mit Blick auf die rot-glühenden Felsen des Red Canyons - fuhren wir die letzten 15 Meilen bis zum Bryce Canyon. Dort gab es tatsächlich noch genug freien Platz auf dem schattig gelegenen North Campground, und wir suchten uns ein hübsches Plätzchen. Gleich nach der Ankunft - nichts hielt uns mehr auf den Socken - setzten wir zu unserer ersten echten Wanderung an. Diese führte uns insgesamt 15 km entlang des Rim Trails bis zum Fairyland Point und von dort weiter auf dem Fairyland Loop. Schon der Blick von der Kante auf die Hoodoos war atemberaubend, und von jedem Blickwinkel erstaunlicherweise immer wieder anders. Als es dann ins Tal hinab ging, verschlug es uns aber endgültig die Sprache - und das nicht nur, weil uns der Atem wegblieb wegen der körperlichen Aktivitäten bei 30 Grad Hitze und der 700 Höhenmeter, die wir zu überwinden hatten. Unter den eindrucksvollsten Sandsteinformationen sahen wir die Chinesische Mauer, die Tower Bridge und eine riesige Festung. Gegen 15 Uhr waren wir wieder zurück im Camper und relaxten den Rest des Nachmittags. Kurz vor dem Sonnenuntergang, nach einem halb selbstgekochtem Chili con Carne, schlenderten wir zum Bryce Amphitheater. Die Enttäuschung war groß, als die Zahl der Hoodoos deutlich geringer war als auf den Postkarten und die Sonne schon überlange Schatten warf. Aber halt, da gab es noch mehr zu sehen: die Silent City übertraf all unsere Erwartungen bei weitem: so viele Hoodoos auf einem Platz, einfach unbeschreiblich und eindrucksvoll. Wir beschlossen, am nächsten Tag unbedingt wieder her zu kommen und das Schauspiel vom Upper Inspiration Point bei besseren Lichtverhältnissen zu bestaunen. Zurück am Camper gab es noch einen kleinen Salat in der Dunkelheit, bevor wir uns halb neun in Schlafsack bzw. unter zahlreiche Decken mummelten.
Dienstag, 28. September 2010
Die Nacht war gar nicht so kalt wie erwartet. Wieder waren es etwa 11 Grad im Camper und selbst am frühen Morgen fühlte sich die Luft kaum wie die angekündigten 3 Grad an. Gegen 7 Uhr standen wir auf, aßen ein kleines Frühstück im Schein der Taschenlampe (unsere Batterien waren nach zwei Nächten ohne Strom leer) und bewegten den Camper auf einen der Silent City näheren Parkplätze. Dort gingen wir, noch in der Morgenfrische während des Sonnenaufgangs, zunächst den Navajo-Loop hinab zum Grund der Silent City. Ganz allein schlängelten wir uns die engen Serpentinen zwischen den Hoodoos hinab. Ein einzigartiges Naturschauspiel. Ein paar Chipmunks (Streifenhörnchen) kreuzten immer wieder unseren Weg. Unten dann begegneten wir weiteren Wanderern, und schnell füllte sich der Pfad immer mehr - als wir oben ankamen, war der typische Touristen-Überfluss in vollem Gange. Wir entkamen dem Trubel auf dem Rim-Pfad zum Upper Inspiration Point und genossen einen fantastischen Blick auf die Silent City, das Amphitheater und weitere Formationen, kurz: auf die grandiose Landschaft des Bryce Canyons. Hier sollte man zum Sonnenauf- oder untergang sein, wenn die Sonne die Steine rot glühen lässt. Gegen 11 Uhr waren wir wieder zurück am Camper, aßen ein kleines, aber feines Mittagessen und ließen den Bryce Canyon hinter uns. Der nächste Stopp war das nur wenige Meilen entfernte Ruby's Inn, zum Tanken und Lebensmittel kaufen. Über Escalante ging es dann weiter nach Boulder. Unterwegs durchquerten wir ein herbstlich anmutendes Gebiet mit bunten Birkenwäldern, das bis an die Kante eines Plateaus reichte. Hier ließen wir den Blick über beinahe endloses Land unter uns schweifen und eine Tafel informierte uns über die Million Dollar Road, den anschließenden Straßenabschnitt, der nur unter großen Hürden fertiggestellt werden konnte. Diese Straße führt ins Tal hinab, durch einen Canyon und über einen Kamm zwischen zwei Canyons - und jedes Mal gab es neue beeindruckende Einblicke in die karge Landschaft. Weniger spektakulär war der folgende Abschnitt bis Torrey, aber dann schloss sich der Capitol Reef National Park an. Noch vor dem Parkeingang bog eine kleine Schotterstraße zu den Goosenecks (Gänsehälse) ab: Von einem Aussichtspunkt bot sich ein toller Blick auf einen kleinen Fluss, der sich 300 m tief in den Fels gegraben hat, und dessen zahlreiche Biegungen an Gänsehälse erinnern. Da es nun bereits halb sechs war, fuhren wir nur die Hälfte des Scenic Drive im Capitol Reef. Am Fuße der einschüchternden Berge war diese Straße angelegt, die seltsamerweise nur auf einer Seite Attraktionen bot. Dabei durchquert man kleine Senken in der Straße, Washes genannt. Auf dem Rückweg sahen wir noch ein paar Rehe am Wegesrand äsen. Nach diesem kurzen Abstecher und der langsam einsetzenden Dämmerung beschlossen wir, weiter bis Green River zu fahren, was noch gut 80 Meilen entfernt war. Die Landschaft wurde nun immer öder und die Straße immer gerader. Das letzte Teilstück, etwa 45 Meilen lang, bestand aus einer T-Kreuzung und lediglich 15 Kurven (dabei etwa die Hälfte auf den letzten 10 Meilen!) - inmitten einer atemberaubend langweiligen Steppenlandschaft. Hier kamen wir dafür gut voran. Kurz nach 20 Uhr erreichten wir unseren Campingplatz für die Nacht, auch dank der äußerst hohen Geschwindigkeitsbegrenzung von 75 mph (120 km/h) auf der Interstate 70. Mit einem Besuch im Restaurant Tamarisk beschlossen wir diesen ereignisreichen Tag.
Mittwoch, 29. September 2010
Heute schliefen wir etwas länger bis 8 Uhr und genossen das Frühstück, das bei KOA bereits inklusive ist: Plunderteilchen, heißen Kakao und ein blau gekochtes Ei. Dann fuhren wir die letzten 50 Meilen bis Moab, wo wir uns als erstes einen Platz auf dem Riverside Oasis Campground sicherten. Nach einer kurzen Stärkung fuhren wir zum Dead Horse Point State Park, wo wir den Blick über den Horseshoe Bend genossen (eine enge Schleife des Colorado Rivers). Der Tag war extrem heiß und stickig, so dass wir froh über die schattenspendenden Dächer am Lookout waren. Aufgrund der Hitze hatten wir keine Lust, die karge Landschaft des Canyonlands National Parks weiter zu erkunden und fuhren stattdessen schon einmal zum Arches National Park. Dort besichtigten wir zunächst das Visitor Center, bevor wir die steile Stichstraße hinauf in den Park fuhren. Unterwegs sahen wir die auffälligen Steinformationen die Drei Pinguine und die Drei Gossips (Schnatterweiber) sowie die Petrified Sand Dunes (versteinerte Sanddünen). Das erste richtige Highlight war dann der Balanced Rock, ein großer Felsbrocken, der 30 m über dem Boden auf einer Sandsteinsäule zu balancieren scheint. Ein bisschen sieht er ja schon aus, als hätte jemand Zement zwischen Basis und den Fels geschmiert. Je nach Richtung sieht er auch mal mehr und mal weniger schief aus. Uns hat die Ansicht von der Straße am besten gefallen. Als nächstes fuhren wir in die Windows Section und nahmen die kurzen Trails zum North und South Window, die zusammen wie eine Brille aussehen und daher und daher auch The Spectacles genannt werden. Den besten Blick darauf hat man vom Turret Arch. Vom selben Parkplatz beginnt außerdem ein weiterer kurzer Weg zum Double Arch. Er ist der drittgrößte im gesamten Park und besteht genau genommen aus drei Bögen: zwei seitlichen und einer Luke im Dach. Sehr spektakulär! Anschließend hielten wir am Garten of Eden, einer Ansammlung von Monolithen, die ein wenig an Stonehenge erinnerten, wenn auch nicht so schön rund angeordnet. Da die Dämmerung langsam einsetzte, beschlossen wir, einen ersten Blick auf den Delicate Arch von den unteren Viewpoints zu werfen. Vom Parkplatz geht ein kleiner, flacher Weg zum Lower Viewpoint, von wo man das Wahrzeichen von Utah in der Ferne auf einer Felskuppe sehen kann. Schon etwas näher ist man am Upper Viewpoint, der allerdings eine kleine Wanderung mit 60 Höhenmetern erfordert. Wir hatten diesmal das Stativ dabei und schossen etliche Fotos bis kurz vor Sonnenuntergang. In der Dämmerung verließen wir dann langsam den Park und fuhren nach Moab, wo wir einen Supermarkt suchten und auch fanden. Der war wirklich riesig und wir deckten uns wieder mit Lebensmitteln und vor allem Obst ein. Zurück am Campground brutzelte Sascha Tortillafladen in der Pfanne, die wir dann mit feurigem Chili con Carne füllten. Da es draußen schon sehr frisch und dunkel war, aßen wir diesmal drinnen in unserer Essecke. Das erfordert zwar den Umbau des Bettes, geht aber doch sehr schnell. Jana schlief beim Essen bald ein, und so war bald Nachtruhe angesagt.
Donnerstag, 30. September 2010
Obwohl der Wecker schon um 6 Uhr klingelte, machte keiner von uns Anstalten aufzustehen. So krabbelten wir erst halb 8 Uhr aus den Federn. Nach einem ausgiebigen Frühstück und einer erfrischenden Dusch war es dann schon 9.30 Uhr, als wir den Campground in Richtung Arches National Park verließen. Am Visitor Center kauften wir ein paar Postkarten und fuhren dann in den hinteren Teil des Parks. An den Fiery Furnace hielten wir das erste Mal. Mit einem Permit oder einem Ranger kann mir hier auf schattigen Pfaden zwischen den Finnen (Felsrippen) wandern, was wohl aber nicht ganz ungefährlich ist. Und sogar Berglöwen gibt es hier, vor denen ausdrücklich gewarnt wird. Unser Ziel heute war der Devil's Garden Trail, für den man kein Permit braucht. Das erste Stück des Weges (2,5 km) ist sehr gut ausgebaut und relativ flach. Etwas seitlich des Weges liegen der Tunnel Arch und der Pine Tree Arch, die zwar nett anzusehen sind, aber nichts sind im Vergleich zur eigentlichen Attraktion: dem Landscape Arch. Dieser überspannt elegant eine große Distanz und wirkt fast filigran. Atemberaubend! Nun folgte ein steiles Stück über den blanken Fels und auch sonst ging der Weg über Stock und Stein. Nach weiteren 1,2 Meilen erreichten wir schließlich den Double O Arch. Er besteht aus einem sehr großen oberen Bogen und einem kleineren unteren. Wir suchten uns ein schattiges Plätzchen und genossen den Ausblick. Nach einer Weile gesellte sich ein Chipmunk zu uns, der in Bettelstellung auf etwas zu Essen hoffte. Tiere zu füttern ist allerdings verboten und schadet ihnen mehr als es nützt. Also bekam der Kleine nichts, auch wenn er noch so niedlich schaute. Schließlich machten wir uns auf den Rückweg mit einem kleinen Abstecher zum Partition Arch und Navajo Arch. Besonders ersterer bietet einen tollen Blick auf das darunterliegende Tal. Zurück am Parkplatz stärkten wir uns mit Obst und fuhren dann am Skyline Arch vorbei zum Sand Dune Arch. Der Bogen selbst ist wenig spektakulär, dafür umso mehr die Felsendome, zwischen denen er liegt. Das Wandern in ihrem Schatten gab uns das Gefühl, in eine ganz andere Welt einzutreten. Der Boden besteht zudem aus feinstem roten Sand, was uns an einen riesigen Sandkasten erinnerte. Der Sand Dune Arch ist zweifelsohne ein Geheimtipp, denn viele fahren hier sicherlich einfach vorbei. Nun war es Zeit für unsere Wanderung zum Delicate Arch. Man sollte rechtzeitig zur Wolfe Ranch fahren, denn die Zahl der Parkplätze dort ist begrenzt. Wir waren früh genug dort, um Bagels zu essen und noch ein wenig zu schlafen. Gegen 17 Uhr stiefelten wir dann los. Der Weg ist steil und führt größtenteils über Fels. Zudem brennt die Sonne erbarmungslos und es gibt kaum Schatten. Erreicht man aber nach einer Stunde das Ziel, sind alle Strapazen sofort vergessen. Vor einem thront majestätisch der riesige Delicate Arch, der um diese Zeit besonders schön von der Sonne angestrahlt wird. Kein Vergleich zu den unteren Viewpoints - die Wanderung hier hoch muß man unbedingt machen! Wir blieben bis kurz vor Sonnenuntergang und stiegen hinab zum Parkplatz, als es bereits dämmerte. Dann ging es zum Campingplatz, wo wir duschten und noch einmal nach Moab aufbrachen, um zu Abend zu essen. Wir fanden eine kleine Pastabar und schlugen uns den Bauch voll. Zurück am Campground fielen wir satt und müde in die Betten.
Freitag, 1. Oktober 2010
Gegen 7 Uhr standen wir auf und brachen schließlich auf Richtung Monument Valley. Nach wenigen Meilen zweigte die Straße zum Needles Overlook des Canyonlands National Park ab, den wir uns nicht entgehen lassen wollten. Als wir dort ankamen waren wir die Einzigen und es herrschte eine seltsame Stille. Kein Laut war zu hören - kein Zirpen, kein Surren, kein Wind - einfach nichts! Und vor uns erstreckte sich das endlose Tal mit den Needles in der Ferne. Echt einzigartig! Beim studieren der Karte beschlossen wir dann unsere Reiseroute zu ändern und noch zum Mesa Verde National Park zu fahren, um neben lauter roten Felsen auch etwas Kultur zu erleben. Die über 100 Meilen legten wir in knapp 2 Stunden zurück und kamen gegen 13 Uhr dort an. Zunächst führt eine nicht enden wollende Serpentinenstraße den Berg hinauf auf das Mesa Plateau bis man schließlich das Visitor Center erreicht. Wir kauften die Eintrittskarten für den Cliff Palace. Dieser ist das größte der 600 Cliff Dwellings (Klippensiedlungen). Kaum vorstellbar wie die Menschen vor 800 Jahren hier gelebt haben mögen. Neben den Wohntürmen und Vorratsspeichern fielen vor allem die runden Kivas auf, die zu rituellen Zwecken genutzt wurden. Unsere resolute Führerin erzählte uns allerlei über die Anasazi und dass der Grund noch immer nicht geklärt ist, warum das Bauernvolk von den Höhen der Berge irgendwann unter die Klippen zog. Nur wenige der Höhlensiedlungen sind so groß wie das Cliff Palace oder das Spuce Tree House. Letzteres besichtigten wir im Anschluss auf eigene Faust, denn hier braucht man kein Extra-Ticket. Dafür kann man hier eine hölzerne Leiter in ein Kiva hinabsteigen. Echt witzig so ein Raum unter der Erde. Oberhalb der Klippen standen tausende tote Bäume. Wie wir erfuhren hatte ein Feuer 2002 hier gewütet und es wird etwa 100 Jahre dauern bis sich die Natur erholt hat. Etwa 17 Uhr machten wir uns schließlich auf den Weg Richtung Monument Valley. Bei der Bergabfahrt stand plötzlich ein majestätischer Hirsch an der Straße, der plötzlich abdrehte und im steilen Abhang seitlich verschwand. Als es bereits fast dunkel war (19.30 Uhr) erreichten wir die 4 Corners, wo die Bundesstaaten Utah, Arizona, Colorado und New Mexico aneinanderstoßen. Den Markierungsstein, wo man auf allen vieren gleichzeitig in allen vier Staaten stehen kann, sahen wir aber nicht mehr, da der Park bereits geschlossen war. Also fuhren wir weiter bis Bluff, wo wir auf dem Cadillac Ranch RV Park übernachteten. Zum Abendbrot gab es noch eine schmackhafte Tomatensuppe mit Reis.
Samstag, 2. Oktober 2010
Wieder etwas später als geplant, aber dank guter Arbeitsteilung doch noch halbwegs in der Zeit, starteten wir von Bluff in Richtung Monument Valley. Einen ersten Stopp machten wir an den Goosenecks des San Juan River. Im Gegensatz zu den Goosenecks am Capital Reef National Park und dem Horseshoe Bend am Dead Horse Point sieht man hier 3 kurz auf einander folgende Schleifen des Flusses in der Tiefe. Einen überraschenden Anblick boten außerdem etwa 50 Biker, die hier am Lookout gerade pausierten. Anschließend passierten wir Mexican Hat, das seinen Namen einem markanten Felsen in Form eines Sombreros verdankt. Schon bald darauf kam auch Monument Valley in unser Blickfeld. Ein vorbei reitender Cowboy komplettierte das Westernbild. Schon von weitem sind die auch "Zeugenberge" genannten Felsformationen eine Attraktion. Nach kurzen Fotostopps fuhren wir weiter bis zum Visitor Center. Hier machten wir von der Aussichtsplattform zahlreiche weitere Fotos und kauften ein paar Postkarten. Wir hatten keine Lust auf eine geführte Tour und mit unserem Campervan wollten wir den 17 Meilen-Loop auf der Dirt Road (ungeteerte Staubstraße) nicht fahren. Deshalb fuhren wir weiter bis Page, wo wir zunächst die Tourist Information aufsuchten und uns nach einem geeigneten Campground erkundigten. Uns wurde Wahweap empfohlen und so steuerten wir diesen als nächstes an. Unterwegs passierten wir den Glen Canyon Dam, die riesige Staumauer des Lake Powell. Wir stoppten an der Navajo Bridge, von der man einen ersten Blick auf den Staudamm werfen kann. Dann ging es weiter nach Wahweap, wo wir auf dem Campground eincheckten und es uns mit unseren Campingstühlen vor dem Camper gemütlich machten. In der Ferne zog ein Gewitter auf und es war bereits deutlich windiger. Wir waren gerade mit dem Tippen des Tagebuches fertig, als der Wind plötzlich rapide zunahm und bei den Nachbarn bereits die Campingstühle im Wind wirbelten. Schnell packten wir unsere sieben Sachen und brachten alles in den Camper. Draußen zog nun ein Gewitter vorbei. Also kochten wir unser Abendessen: Tomatensuppe mit Reis. Hmm! Bald darauf waren wir müde und legten uns schlafen.
Sonntag, 3. Oktober 2010
Um 8 Uhr standen wir auf und frühstückten bei etwas wolkigem Himmel. Irgendwo regnete es schon wieder und ein kleiner Regenbogen zeichnete sich am Himmel ab. Unser heutiges Programm sah den Antelope Canyon vor und wir befürchteten schon, dass der Besuch aufgrund des Wetters entweder gar nicht möglich ist oder die Lichtverhältnisse für Fotos zu schlecht sind. Zum Geld abheben wählten wir die typisch amerikanische Variante: wir kauften Bagels im Supermarkt und machten Cash Back. Dabei zahlt man mit Kreditkarte und erhöht den Betrag einfach. Den Rest bekommt man direkt an der Kasse zurückgezahlt. Toll! Das müsste es in Deutschland auch mal geben. Weiter ging es dann zum Upper Antelope Canyon wo wir kurz nach 10 Uhr ankamen. Wir zahlten den Eintritt für das Navajo Gebiet und buchten unsere Tour. Die Dame sagte "die nächste Tour geht um 10 Uhr". Hm... die haben hier Zeitverschiebung, und das obwohl wir nur 5 Meilen gefahren sind! :o) Arizona hat keine Sommerzeit, die Navajo Nation aber schon. Ein Bundesstaat, zwei Zeiten. Was für ein Kuddel-Muddel. Na umso besser. Nun hatten wir also noch etwas Zeit bis Tourbeginn und futterten noch einen Bagel. Dann ging es mit einem 4WD über die Sandpisten bis zum Eingang des Canyons. Sobald man die Felsspalte betreten hat, fühlt man sich wie in einer anderen Welt. Überall die roten, korkenzieherartig gedrehten Felswände. Einfach toll. Wir liefen staunend - und viel fotografierend - hinter unserem Führer her, der uns einige markante Formationen zeigte. So hat man z.B. an einer Stelle beim hinaufsehen, den Eindruck eines Herzens. Insgesamt war der Canyon aber recht überlaufen, da mehrere Gruppen gleichzeitig hindurchgeschleust werden und das Fotografieren ist teilweise etwas mühsam, da immer irgendwer im Bild steht. Zurück am Parkplatz fuhren wir die paar Meter auf die andere Straßenseite zum Lower Antelope Canyon, der dieses Problem dann auch löste. Denn hier durften wir alleine ohne Führer hinab und hatten 4h Zeit für den Aufenthalt. Ganz in Ruhe kletterten wir durch den Canyon, der noch deutlich enger ist und bessere Lichtverhältnisse bietet. An einigen Stellen war der Canyon nur 1 Meter breit und etliche Leitern und Stufen führen immer tiefer in die Erde hinab. Wir blieben mehr als 2 Stunden und machten zahlreiche Fotos. Hier kann man sich einfach nicht sattsehen. Unglaublich was die Natur alles erschaffen kann. Am Ende des Canyons führt eine Treppe wieder hinauf an die Oberfläche, von wo man nie erwarten würde, welche Schönheit hier unter der Erde liegt. Unser nächstes Ziel war dann der Antelope Point, ein Hafen am Lake Powell. Dort befindet sich das größte schwimmende Restaurant der Welt, wo wir einkehrten um eine Kleinigkeit zu essen. Wir bestellten einen Ceasar und einen Chicken Salad. Der Chicken Salad war nicht etwa Blattsalat mit etwas Hühnchen. Nein! Der war wörtlich zu nehmen und war Hühnchen mit Mayonaise angemacht. Sehr ungewöhnlich für Europäer. Gut gesättigt fuhren wir dann zum Glen Canyon Dam Visitor Center, wo wir uns über die Wanderung zur "The Wave" erkundigten. Wir hatten bereits bei der Online Verlosung unser Glück versucht, aber leider nicht gewonnen. Nun wollen wir also morgen an der Verlosung für die Walk-In Permits teilnehmen. Da die Anmeldestation nicht so weit von Wahweap entfernt ist, checkten wir dort eine weitere Nacht auf dem Campground ein und fuhren dann noch einmal zum Einkaufen nach Page. Unterwegs zog ein deftiges Gewitter auf und der Himmel war kohlrabenschwarz mit Blitzen der Extra-Klasse. Wir hielten an einem Lookout auf den Glen Canyon Dam und flogen auf dem kurzen Stück Weg fast davon, so windig war es nun geworden. Als wir den Supermarkt erreichten begann es dann auch zu regnen. Wir kauften ein und fuhren dann zurück zum Wahweap Campground, wo wir duschten und es uns dann im Camper gemütlich machten bei einer Flasche Franziskaner Weizen, einer Schüssel Salat sowie Würstchen im Schlafrock (Tortilla-Fladen).
Montag, 4. Oktober 2010
Wir erwachten gerade richtig zum schönsten Sonnenaufgang der Reise. Wir bewunderten das Schauspiel, drehten uns dann aber noch einmal um und dösten noch eine weitere Stunde. Unseren ursprünglichen Plan, "The Wave" zu sehen, gaben wir damit auf, denn anderfalls hätten wir gleich mit der Sonne aufstehen und zur Ticketverlosung fahren müssen. Wie sich im Nachhinein herausstellte war das eine gute Wahl, denn das Wetter hätte uns ohnehin einen Strich durch die Rechnung gemacht. Stattdessen fuhren wir nach dem Frühstück zum Glen Canyon Dam mit der Absicht, an einer Führung durch das Bauwerk teilzunehmen. Allerdings waren alle Führungen vorerst abgesagt, wegen Wartungsarbeiten. So wichen wir zum Horseshoe Bend, einer engen Windung des Colorado Rivers, ganz in der Nähe von Page, aus. Von all den Flußkurven die wir bisher gesehen haben, war diese die schönste aufgrund des kräftig-grünen Wassers. Anschließend fuhren wir erneut zum Glen Canyon Dam, in der Hoffnung die Wartungsarbeiten wären beendet, doch wir wurden enttäuscht. Also verließen wir Page in Richtung Grand Canyon. Unterwegs hielten wir am Antelope Pass mit weitem Blick über das Tal des Colorado Rivers und kauften Souvenirs bei einem Navajo Straßenhändler. In der Ferne sagen wir bereits heftige Gewitter und schon bald waren wir mittendrin. Bis zum Grand Canyon streckten wir im Regen. Bei unserem ersten Stop am Desert View Point mit seinem Watchtower - dem höchsten Punkt am Grand Canyon - wehte starker Wind den Regen fast waagerecht über den Parkplatz. Vom Colorado River, 1400 m unter uns war kaum etwas zu sehen. Das Naturschauspiel des Grand Canyons, zerklüftete Berge und tiefe Täler, ging unter in Wolken, Nebel und Regen. Nur für einen kurzen Augenblick obsiegte die Sonne und ließ einen kleinen Teil der Pracht dieses Nationalparks erahnen. Muffelig fuhren wir zum Grand View Point, doch auch hier war die Sicht nicht besser. Die Wetteraussichten prophezeiten anhaltendes Gewitter für die nächsten Tage, also beschlossen wir kurzerhand zum Joshua Tree National Park in Kalifornien zu fahren, für den deutlich besseres Wetter erwartet wurde. Zuvor sahen wir uns jedoch noch den IMAX Film über den Grand Canyon an, quasi als Ausgleich zur schlechten Sicht. Der Film an sich ist interessant und gut gemacht, der Ton allerdings mehr schlecht als recht. Die Stimme des Sprechers geht regelmäßig unter in der Musik und somit können wir den Film nur bedingt empfehlen. Durch anhaltendes Gewitter mit mächtigen Blitzen von oben nach unten, von link nach rechts, in strahlendem weiß oder selbst in gelb-orange fuhren wir in der Dunkelheit bis Kingman, am nordwestlichen Rand von Arizona und übernachteten auf dem KOA Campground.
Dienstag, 5. Oktober 2010
Als wir am Morgen erwachten, war vom Gewitter keine Spur mehr zu sehen. Statt dunklen Wolken erwartete uns strahlender Sonnenschein und blauer Himmel. Nach einem ausgiebigen Frühstück ließen wir das wenig interessante Kingman hinter uns und fuhren auf der Interstate 40 gen Kalifornien. Dort war überraschenderweise die Geschwindigkeitsbegrenzung niedriger als in den fünf Bundesstaaten zuvor: nur 70 statt 75 mph auf der Interstate und 55 statt 65 mph auf der nun folgenden Route 66. In Amboy, einer Ansammlung von 5 Häusern, einem Motel und einer Tankstelle - die allesamt schon deutlich bessere Zeiten gesehen haben - machten wir eine kurze Pause. Die Landschaft war wenig spektakulär, die einzige Abwechslung war ein trockener Salzsee, den wir durchquerten. Erst langsam kamen die Zeichen der Zivilisation zurück: kleine Bungalows, zumeist verlassen und verwahrlost, inmitten der Halbwüste am Straßenrand. Mit Twentynine Palms erreichten wir dann endlich wieder einen richtigen Ort und gleichzeitig unser Tor zum Joshua Tree National Park. Nach einem kleinen Einkauf - insbesondere Feuerholz - und einem Mittagessen beim Mexikaner besuchten wir zuerst das Visitors Center des Nationalparks. Die Rangerin war äußerst nett und hilfsbereit und gab uns Tipps für Hiking Trails und Campgrounds sowie für eine geführte Tour zur verlassenen Keys Ranch. Wir fuhren dann in den Park und erst einmal zum Jumbo Rock Campground, wo wir uns einen hübschen Platz neben den Felsen und mit Feuerstelle aussuchten. Schon bei der Fahrt dorthin sahen wir viele Joshua Trees, eine Agaven Art - die in bizarren Formen wächst. Doch auf dem Weg zum Hidden Valley durchfuhren wir praktisch einen Wald dieser merkwürdigen Bäume. Insbesondere mit den rundgeschliffenen Granit-Felsen geben die Joshua Trees dem Park eine eigenwillig lebendige Atmosphäre, trotz der ansonsten wüstenartigen Umgebung. Das Hidden Valley ist ein von Felsblöcken abgeschlossenes, abgeschiedenes Gebiet voller Ruhe. Hier bestaunten wir die meterhohen Nolinas mit ihren riesigen Blüten und vor allem die Felsformationen, die aussahen wie unordentlich gestapelte Bauklötze. Danach fuhren wir zum Keys View und sahen den St. Andreas Graben unter uns im Tal. Unsere letzte Wanderung für heute führe uns schon in der Dämmerung zum Barker Dam, einem alten Wasserspeicher und endete mit einem schönen Sonnenuntergang. Zurück am Campground wollten wir den Abend mit einem Lagerfeuer ausklingen lassen, doch es gelang uns nicht, dass Feuerholz mit Zeitung allein in Brand zu setzen. Erst als wir die Zeitung mit Olivenöl (extra-nativ und kaltgeschleudert ;-) tränkten, startete das Feuer und wir genossen die Wärme und das Knistern. Tortellini mit Tomatensoße bildeten unser Abendessen, nach dem wir satt und müde einschliefen.
Mittwoch, 6. Oktober 2010
Gegen 7.30 Uhr waren wir wieder auf den Beinen, frühstückten ausgiebig an der frischen Luft bei schönstem Sonnenschein und fuhren dann zum Gate der Keys Ranch. Um 10 Uhr startet hier eine Ranger Tour, die wir nicht verpassen wollten. Eine sehr freundliche Rangerin und nur noch eine weitere Touristin warteten bereits. Gemeinsam ging es mit den Autos noch eine weitere Meile über Staubpisten zum Parkplatz der Keys Ranch. Dort besichtigten wir zuerst das Schulgebäude, wo die Kinder der Familie Keys und weitere aus der Nachbarschaft unterrichtet wurden. Weiter ging es zum Wohnhaus der Familie sowie den angrenzenden Wirtschaftsgebäuden. Diese sind dank des trockenen Wüstenklimas selbst 40 Jahre nach ihrem Verlassen in bemerkenswert gutem Zustand. Viele Gerätschaften, wie z.B. ein Mischtrog zur Ziegelherstellung oder ein Windrad, welches als Antrieb für die Brunnenpumpe genutzt wurde, zeigen den Einfallsreichtum und das handwerkliche Geschick von Mr. Keys, der hier inmitten dieser unwirtlichen Landschaft, fernab von jeglicher Zivilisation lebte. Die Familie hatte zahlreiche Wege gefunden, selbst hier draußen gutes Geld zu verdienen durch 6 Cabins zur Vermietung an Durchreisende, dem Verkauf von eingemachtem Essen oder dem Verkauf von allerlei Plunder und so manch wertvollem Eisenteil. Noch heute liegen auf dem Gelände eine Reihe Bettgestelle, diverse Wagen und Autos sowie Ersatzteile usw. herum. Außerdem beteiligte sich Mr. Keys am Goldabbau in der Region bzw. wusch den Aushub der Miner. Dieser Ausflug in die amerikanische Geschichte und Pionierzeit war sehr interessant und wir können den Besuch der Ranch nur jedem empfehlen, der hier einmal vorbeikommt. Über den Ort Joshua Tree (von dem wir uns mehr erhofft hatten) fuhren wir zum Parkplatz für unsere Wanderung zur 49 Palms Oasis. Zunächst ging es 25 Minuten den Berg hinauf und bereits vom Kamm sagen wir plötzlich die Ansammlung von Palmen inmitten dieser kargen Landschaft im Tal. Nun folgte der Abstieg und nach 45 Minuten erreichten wir unser Ziel. Schon beeindruckend hier plötzlich kleine Pools mit Wasser in der Wüste zu sehen. Wir machten eine größere Rast, aßen eine Kleinigkeit von unserer mitgebrachten Verpflegung und traten dann den Rückweg an. Gegen 15 Uhr verließen wir schließen den Joshua Tree National Park in Richtung Boulder City. In 29 Palms kauften wir noch ein wenig ein und bogen ab nach Amboy, wo wir diesmal ein größeres Stück Route 66 fahren wollten. Wir hielten Ausschau nach einem Schild zum Fotografieren, aber die ganze Strecke kam keines. Der Name war ab und an nur auf die Straße gedruckt. Wir vermuten, dass keine Schilder mehr aufgestellt werden, weil Souvenirjäger sie zu oft entwenden. Ansonsten war die Straße wenig aufregend und gesämt von verlassenen Restaurants, Tankstellen und Motels. Seit dem Bau der Interstate 40 ist hier viel verkommen und die Route 66 eigentlich nur noch ein Mythos aus vergangenen Zeiten, der heute gerne verklärt wird. Gegen 20 Uhr erreichten wir Boulder City und suchten das Boulder Beach RV Resort, direkt am Lake Mead auf. Die Rezeption war bereits geschlossen, aber es hingen Umschläge mit freien Plätzen und weiteren Informationen für Spätankommer bereit. Wie praktisch! Dumm nur, dass dabei keine Chipkarte für die Duschen und Toiletten ist, die man hier überall braucht. Ein netter Nachbar ließ uns aber hinein und verbrachten eine ruhige Nacht.
Donnerstag, 7. Oktober 2010
Halb 8 Uhr wachten wir auf und machten als erstes den Laptop startklar, um unsere gebuchte Flugtour zum Grand Canyon für morgen zu bestätigen. Anschließend holten wir den Check-In für letzte Nacht nach und verlängerten gleich noch für eine weitere, denn der Flughafen von Boulder City ist nur 20 Minuten von hier entfernt. Auch unser erstes Ziel für heute ist nur einen Katzensprung entfernt: der Hoover Dam. Wir reihten uns ein in die endlose Schlange von Fahrzeugen und absolvierten den Security Check des Fahrzeugs. Der Hoover Dam markiert auch die Grenze zwischen Nevada und Arizona. In die Parkhäuser auf Nevadas Seite passten wir aufgrund unserer Höhe von knapp 11 ft nicht hinein, aber auf Arizonas Seite fanden wir schließlich einen guten Platz, von dem man auch noch einen guten Blick auf den Staudamm hatte. Auf dem Weg zum Ticket Office passierten wir einen der riesigen Überlauftunnel. Einfach Wahnsinn diese Röhre! Da will man am liebsten mal rutschen :o). Am Visitors Center mussten wir erst durch die Sicherheitskontrolle und kauften dann unser Ticket für die Damm Tour, welche sowohl das Stromkraftwerk wie auch eine Besichtigung des Dammes selbst beinhaltet. Tourbeginn war allerdings erst um 14 Uhr und so hatten wir noch 2 Stunden Zeit und in Ruhe das Visitors Center anzusehen und die Aussichtsplattform zu besuchen. Außerdem schauten wir einen 10-minütigen Film über die Errichtung des Dammes, der vor Patriotismus nur so strotzte. Jaja, America is great! Dann ging es los mit dem Fahrstuhl in die Tiefe, erst zu einem der Umleitungsschächte, dann zu einem der Kraftwerke. 8 Generatoren stehen hier, aber nicht alle liefen, denn der Stausee dient vor allem der Wasserversorgung und Bändigung des Colorado River, weniger der Stromerzeugung. Diese ist nur ein netter Nebeneffekt und versorgt immerhin 1,3 Millionen Menschen in Kalifornien, Arizona und Nevada. Der Stausee Lake Mead hingegen grenzt an 8 Bundesstaaten und ist der größte künstliche See in den USA. Unser nächster Stopp der Tour war dann einer der 4 Lüftungsschächte inmitten der Staumauer. Wir steckten dabei auf halber Höhe in der Wand und konnten durch ein Fenster nach oben und unten entlang der Staumauer fotografieren. Dann kamen wir an einer kleinen Box vorbei: einem Erdbeben-Detektor! Im Gang waren auch kleinste Risse zu sehen, aber der Damm hat wohl noch eine Haltbarkeit von ca. 2000 bis 3000 Jahren. Also alles kein Problem. Wieder an der Oberfläche erklärte uns unser Guide noch einige Fakten zu der neuen Highway Brücke, die das Nadelöhr auf dem Damm entschärfen soll. Am Neujahrstag braucht man angeblich 6 Stunden um den Damm zu passieren! Wieder am Parkplatz war es bereits 15.30 Uhr und wir hatten mächtig Hunger. Wir kochten uns eine Tomatensuppe mit Reis und fuhren dann nach Las Vegas. Am Beginn des Strips stoppten wir am berühmten "Welcome to faboulous Las Vegas" Schild und machten Fotos. Es dämmerte bereits und langsam erwachte das Lichtermeer der Stadt. Wir fuhren den Strip bis zum Stratorsphere Tower, wo wir auf die Aussichtsplattform fuhren und die Stadt nun auch von oben bewunderten. Las Vegas hat mittlerweile fast 2 Millionen Einwohner, aber die Stadtgrenzen kann man von hier oben noch gut erkennen (Paris ist dann doch deutlich größer). Auch stehen selbst in Stripnähe noch etliche Grundstücke leer. Wir fuhren ein Stück näher heran an das Kernstück des Strips und fanden problemlos einen Parkplatz hinter dem "Treasure Island". Von hier eroberten wir nun zu Fuß den Strip. Nach dem Luxus des "Wynns" ging es ins "The Venetian", wo venezianische Gondeln in der zweiten (!) Etage auf dem Canale Grande fahren. Der künstliche Himmel an der Decke wirkte sogar halbwegs echt. Weiter ging es durch "Ceasar's Palace" (mit runden Rolltreppen und römischem Pomp) zum "Paris!". Die kleine Kopie des Eiffelturms ist schon echt schick aber von innen waren wir etwas enttäuscht. Auch die Restaurants sagten uns nicht so zu (Hamburger Brasserie!?). Nebenan im "Ballys" fanden wir schließlich ein kleines Thai Restaurant (Seas - The Thai Experience), welches gerade erst eröffnet hatte. So kam der Alkohol auch noch aus der Bar nebenan aufgrund der noch fehlenden Lizenz. Als dann das Essen kam, waren wir vollends verzückt. Man war das lecker! Der Koch ist ein Held und bekommt von uns direkt mal einen Stern verliehen. Gut gesättigt gingen wir dann über die Straße zum "Bellagio" und warteten auf die viertelstündlich stattfindenden Wasserspiele. Zu "Big Spender" tanzte schließlich das Wasser vor unseren Augen. Fantastisch! Das kann man kaum beschreiben, das muss man gesehen haben! Anschließend versuchten wir noch unsere reservierten Tickets für die morgige O-Show abzuholen, aber der Ticket Schalter hatte bereits geschlossen. Also schlenderten wir zurück zum Camper und fuhren wieder zurück nach Boulder City zu unserem Campingplatz. Dort kamen wir kurz vor 1 Uhr an. Das wird eine verdammt kurze Nacht!
Freitag, 8. Oktober 2010
Ganz früh und noch im Stockdunkeln machten wir uns auf den Weg zum Airport von Boulder City. Dort checkten wir ein für unseren Flug zum Grand Canyon. Zuerst ging es mit einer kleinen Maschine zu einem kleinen Flugplatz an der West Rim und von dort mit dem Hubschrauber direkt in den Grand Canyon. Jana durfte vorne neben dem Piloten sitzen und hatte so einen super Blick auf die grandiose Landschaft. Nach nur 5 Minuten landeten wir direkt neben dem Colorado River und bestiegen ein Ausflugsboot. Mit diesem shipperten wir 20 Minuten auf dem Fluss. Leider stand die Sonne noch sehr tief und so lag ein Großteil des Canyons noch im Schatten. Dann holte uns der Hubschrauber wieder ab und flog uns zurück an die Kante der Schlucht. Wir dachten eigentlich, nun sei unser Ausflug bereits zu Ende, aber nein: es wartete ein Bus auf uns, der uns zum berühmten Skywalk brachte. Der Eintrittspreis für die Plattform ist mit 40 Dollar zwar recht happig, aber wenn man schon einmal da ist, will man sich das Vergnügen ja dann doch nicht entgehen lassen. Seine eigene Kamera darf man allerdings aus Sicherheitsgründen nicht mitnehmen, aber ein Profifotograf steht natürlich schon parat, um dann noch einmal ca. 100 Dollar für eine handvoll Bilder zu nehmen. Mit dem Bus fuhren wir dann noch zu einem weiteren Aussichtspunkt, bevor es dann mit dem Flugzeug zurück nach Boulder City ging. Dort fuhren wir noch einmal auf den Campingplatz, wo wir unsere 7 Sachen wieder in die Rucksäcke packten und unseren liebgewonnenen Camper ausfegten. Denn leider ist es schon wieder an der Zeit „Goodbye“ zu sagen. Wir fuhren nach Las Vegas zur Apollo Station und gaben das Auto zurück. Dies lief absolut problemlos und der nette Typ von Apollo plauderte noch eine ganze Weile mit uns. Wir fragten, warum denn die Wohnmobile alle Benziner seien, obwohl Diesel doch eigentlich für so lange Fahrten viel besser wäre. Aber die Amerikaner verbinden mit Diesel wohl einfach nur „Schmutz und Dreck“ und man könnte die Fahrzeuge dann also nicht gescheit vermieten. Da nimmt man doch lieber 20-30 Liter schluckende Benzinmonster in Kauf. Echt verrückt! Schließlich nahmen wir uns ein Taxi, dass uns direkt zu unserem tollen Hotel Excalibur brachte, das vor Kitsch nur so strotzt. Aber gut, es ist ja nur für eine Nacht und die Lage direkt am Strip ist schon toll. Wir bummelten noch ein wenig durch die Hotels, aßen noch einmal bei unserem Thai-Restaurant von gestern und beeilten uns dann, rechtzeitig zum Bellagio zu kommen. Denn dort hatten wir für heute Abend Tickets für die „O-Show“ vom Cirque du Soleil gebucht. Die Show ist der absolute Wahnsinn. Wir saßen in der ersten Reihe und konnten so die Artisten wirklich hautnah sehen (und bekamen dafür auch den einen oder anderen Wasserspritzer ab). Bei der Show dreht sich alles um das kühle Nass und die Artisten vollführen irrsinnige Kunststücke darüber und darin. Das kann man gar nicht beschreiben, das muss man gesehen haben! Was für ein gelungener Abschluss für unseren Urlaub! Im Anschluss bestaunten wir noch ein letztes Mal die Wasserspiele vor dem Bellagio und gingen dann früh zu Bett, um unseren Flieger um 7 Uhr am nächsten Morgen in Richtung Heimat nicht zu verpassen.
Samstag, 9. Oktober 2010
Frühs um 5 Uhr holte uns unser Taxi vor dem Excalibur-Hotel ab und brachte uns zum nahe gelegenen Flughafen. Dort trennten sich unsere Wege, denn während Jana über Philadelphia zurückflog, musste Sascha noch einen Umweg über Seattle nehmen. Erst am Abend trafen wir uns dann in München wieder.